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                                    KINDER SIND VON NATUR AUS KLEINE PHILOSOPHEN.Ich erinnere mich an einen denkw%u00fcrdigen Moment beim Fr%u00fchst%u00fcck. Maya hatte gerade den Toaster entdeckt. %u201ePapa, warum springt der Toast da raus?%u201c Meine Erkl%u00e4rung %u00fcber elektrische Heizdr%u00e4hte und Bimetallstreifen kam nicht gut an. %u201eUnd warum?%u201c Noch bevor ich mir eine kindgerechte Metapher ausdenken konnte, sprang der Toast %u2013 wie zur Bekr%u00e4ftigung %u2013 aus dem Ger%u00e4t, und Maya juchzte vor Freude.Ein weiterer Klassiker ereignete sich w%u00e4hrend einer Autofahrt. %u201ePapa, warum gibt es Wolken?%u201c Ich begann mit einer Erkl%u00e4rung %u00fcber Wasserdampf und Kondensation. Maya lauschte aufmerksam. %u201eUnd warum?%u201c Ich setzte an, noch tieferin meteorologische Details zu gehen, als vom R%u00fccksitz ein verzweifeltes %u201eWarum, warum, warum?%u201c ert%u00f6nte. Da ging mir ein Licht auf: Vielleicht war es nicht das Wissen, das Maya suchte, sondern das Spiel mit meiner Geduld.Die Sache ist die: Kinder haben keine festgelegte Agenda. Sie fragen aus purem Interesse heraus, ohne Hintergedanken. Eltern hingegen %u2013 also ich in diesem Fall %u2013 f%u00fchlen sich schnell unter Druck gesetzt, die perfekte Antwort zu liefern. Doch warum nicht den Spie%u00df einmal umdrehen? Statt immer nur zu antworten, k%u00f6nnten wir anfangen, die Kinder mit unseren eigenen Warum-Fragen herauszufordern. Warum schmeckt Regen nicht nach Limo?Warumk%u00f6nnen Fische nicht k%u00fcssen?14
                                
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